Skip to main content

Steveraue

Der Bereich der Steveraue bietet vielfältige Naturschutzmaßnahmen: Eine 120 ha große Auenlandschaft, wo sich die Natur frei entfalten kann. Das Umgehungsgewässer an der Füchtlener Mühle, durch das die Durchgängigkeit der Stever wieder hergestellt wird. Sandstrände, um eine gezielte Besucherlenkung in der Natur zu unterstützen.

Alles rund um die Steveraue und was es dort Besonderes zu entdecken gibt finden Sie hier. Ein Blick und Besuch lohnt sich!


Neue Stever

Ganze sechzehn Jahre ist es her, dass im Jahr 2006 am Rande einer Pressekonferenz in Olfen zu einem ganz anderen Thema die Idee zur „Neuen Stever“ besprochen wurde. „Wir haben das Projekt als reine Idee dem damaligen Umweltminister Eckhard Uhlenberg vorgestellt. Und dieser war davon angetan“, erinnert sich Bürgermeister Wilhelm Sendermann.

Die Idee war und ist: Die Stadt Olfen könnte durch die Errichtung eines ca. 4,4 km langen, naturnahen Gewässers, genannt „Neue Stever“ eine Verbindung zwischen Stever und Lippe schaffen.

 

Warum überhaupt die „neue Stever“
Der Hintergrund für diese Idee ist in dem im 2017 ergangenen Planfeststellungsbeschluss des beauftragten Planungsbüro Koenzen beschrieben:

„Das Stever-Heubach-System ist seit der Anlage des Hullerner und Halterner Stausees von der Lippe abgeschnitten. Die beiden Stauseen unterbrechen durch ihre mündungsnahe Lage die ökologische Durchgängigkeit für das gesamte Stever-Einzugsgebiet, so dass ihnen eine herausgehobene Rolle zur Wiederherstellung der Durchgängigkeit beigemessen werden kann. (...)

Im „Konzept zur naturnahen Entwicklung der Stever und ausgewählter Nebengewässer“ (KREIS COESFELD 2006) wurden bereits verschiedene Varianten entwickelt, um die Durchgängigkeit im Bereich der Stauseen wieder herzustellen. Anhand dieser Varianten hat die Stadt Olfen in einer Vor-Machbarkeitsstudie in den Jahren 2008/09 die Möglichkeit prüfen lassen, eine neue, ökologisch durchgängige Verbindung von der Stever zur Lippe zu entwickeln. Dabei hat sich gezeigt, dass im unmittelbaren Umfeld der Stauanlagen die Errichtung von Fischauf- und -abstiegshilfen zwar technisch möglich, allerdings sehr aufwändig wäre. Zudem würden die eigentlichen Staukörper als Migrationshindernis für das Makrozoobenthos erhalten bleiben. (Hier insbesondere für Würmer, Schnecken, Muscheln sowie Krebstiere, Insekten und insbesondere Insektenlarven - Anmerkung d. Redaktion)

 

Durchgängigkeitsdefizite für das gesamte Stever-Einzugsgebiet maßgeblich verbessern
Auf Grund der räumlichen Lage und Nähe von Stever und Lippe im westlichen Umfeld von Olfen und auf Grund der dortigen Reliefverhältnisse und Landschaftsstrukturen besteht dort die Möglichkeit, eine neue, durchgängige Verbindung von der Stever zur Lippe zu entwickeln. Auf diese Weise können die Durchgängigkeitsdefizite für das gesamte Stever-Einzugsgebiet maßgeblich verbessert werden. (...)

Wesentliche Zielsetzung ist die Wiederanbindung des Stever-Systems an die Lippe durch ein leitbildkonformes Verbindungsgewässer, welches die Durchgängigkeit für Fische und Makrozoobenthos- Organismen ermöglichen soll. Die Neue Stever soll sich innerhalb der zur Verfügung stehenden Aue eigendynamisch entwickeln können. Dies soll durch die Trassierung des Gerinnes, die Bereitstellung eines Entwicklungskorridors und die frühe Ausuferung in die Aue erreicht werden. Das Vorhaben beinhaltet zudem die Schaffung neuer Lebensräume für gewässer- und auentypische Tiere und Pflanzen in einem großräumigen Biotopverbund. Das neue Gewässer soll nicht nur ökologisch hochwertig, sondern auch landschaftlich attraktiv angelegt werden, um die ruhige Naherholung zu fördern.“

 

Erste Bürgerversammlung 2012
Auf dieser Grundlage wurde über Jahre weiter an dem Projekt gearbeitet. Es folgten konkrete Schritte, die über mehrere Jahre nach und nach mit der Politik besprochen, den Bürgern schon erstmals 2012 in einer Bürgerversammlung vorgestellt und die von der Presse regelmäßig thematisch aufgenommen wurde.  

Viel Potential für Olfen „Dieses Projekt birgt viel Potential für Olfen und wir sehen darin eine weitere Möglichkeit, Olfen nicht nur noch attraktiver zu machen, sondern etwas Bedeutendes für Natur-, Arten-, Klima- und auch den Hochwasserschutz zu tun. Dies alles unter der Prämisse, dass ausreichend Fördermittel zur Verfügung stehen und Olfen finanziell nicht belastet wird. Das war von Anfang an das Ansinnen und dabei soll es auch bleiben. Wenn das Projekt umgesetzt wird, dann soll Olfens Beteiligung in Form von Ökopunkten abgegolten werden“, betont Bürgermeister Sendermann.

Für ihn ist diese neue Maßnahme mit der Einrichtung der Steveraue gleichzusetzen. Auch hier hat man die Gelegenheit wahrgenommen, etwas für den Natur- und Klimaschutz zu tun und gleichzeitig verkündet, dass man die Steveraue auch für die Naherholung nutzen möchte. Damals völliges Neuland für Olfen.

 

Mitverantwortung von Gelsenwasser
Die Fa. Gelsenwasser hat eine Verantwortung als Betreiber der Talsperren Haltern und Hullern für die Schaffung einer Durchgängigkeit an den Stauseen, nicht für die Neue Stever. Deswegen wird das Einbringen eines Finanzierunganteils durch das Land gefordert und geregelt.

Bürgermeister Wilhelm Sendermann dazu: „Ich meine, dass die Neue Stever unter Umgehung der Stauseen gegenüber mehrerer Aufstiegsanlagen fachlich und funktional die bessere Lösung ist. Und deswegen sollten wir weiterhin an der A-Lösung arbeiten. Über B-Lösungen, die anderswo nicht richtig funktionieren, wird ja immer wieder berichtet. Das darf hier nicht unser Ziel sein!“

 

Steveraue mit anfänglicher Skepsis
„Ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie die Reaktionen in der Bevölkerung waren, als Ende der 1990iger Jahre das damals sogenannte „Beweidungsprojekt Steveraue“ konkreter wurde. Es wurden Flächen ausgewiesen, Zäune gesetzt, mit der Renaturierung des Steververlaufs begonnen und die Reaktionen in der Bevölkerung waren auch skeptisch. Naherholung in Olfen? Störche in einem Horst? Für viele undenkbar. Doch: Seit 2002 gehört die Steveraue zu Olfen und was aus diesem besonderen Stück Landschaft für die Olfener und immer mehr Gäste bis heute geworden ist, muss ich nicht weiter erläutern.“

 Für Sendermann birgt das Projekt „Neue Stever“ mindestens genauso viele einmalige Möglichkeiten für Natur und Mensch. „Deshalb würde ich mir wünschen, dass wir sachlich und fundiert darüber sprechen und gemeinsam entscheiden, ob wir dieses Stück Zukunft für unsere Stadt haben möchten. Wichtig ist mir die Betonung auf Sachlichkeit und wichtig ist mir auch, dass jeder so viel Informationen bekommt, wie er möchte. Aber bitte nicht mit falschen Informationen und Eigeninterpretationen diskutieren.
Dass nicht alle Menschen unserer Stadt Veränderungen wünschen und sich erst recht dagegen sträuben, wenn diese Veränderungen vor ihrer Haustür stattfinden, kann ich sehr gut verstehen. Aber die Welt steht halt nicht still und wir sollten weiterhin alle Möglichkeiten wahrnehmen, um für unsere Stadt eine gute Zukunft zu gestalten.“
Dabei steht für Sendermann nach wie vor eines fest: „Sollten die bisher zugrunde gelegten Finanzierungsmöglichkeiten aus irgendeinem Grund nicht zum Tragen kommen und Olfen entgegen den Planungen doch zahlen müssen, dann hat sich dieser Realisierungsansatz erledigt.“

 

Vor-Ort-Begehung Neue Stever am 09.08.2022

Am 09.08.2022 konnten sich Bürger und Bürgerinnen an drei Standorten über die Neue Stever informieren. Herr Sendermann, das Planungsbüro Koenzen sowie ProAqua standen als Ansprechpartner zu Verfügung. An den Standorten Sternbusch, Alter Postweg und Eversumer Straße wurden die geplanten Trassen mit aktuellen und zukünftigen Höhen dargestellt.

Hier wurden insbesondere folgende Themen besprochen:

  • Viele haben Bedenken, dass sich durch den Bau der Neuen Stever das Grundwasser absenken könnte. Dies sei jedoch laut dem Planungsbüro Koenzen und ProAqua nicht der Fall. Es gibt mehrere Grundwassermessstellen in der Umgebung. Die konkreten Werte liegen zu diesem Zeitpunkt nicht vor. Wobei zu beachten ist, dass die Grundwasserstände sehr variabel sind. Durch die Stadt Olfen wird angekündigt, dass die aktuellen Grundwassermessstände auf der Internetseite veröffentlicht werden. Interessierte können sich auch selbst Daten auf ELWAS anschauen: https://www.elwasweb.nrw.de/elwas-web/index.xhtml
  • Aufgrund der Beschaffenheit des Bodens (sehr sandig) besteht die Befürchtung, dass die Uferböschungen nicht stabil sind und halten. Herr Koenzen erläutert, dass es in seltenen Fällen passieren kann, dass eine Böschung abrutschen kann. Jedoch ist eine natürliche Entwicklung gewünscht. Mit der Zeit werden Pflanzen und Wurzeln die Böschung befestigen.
  • Bei der Begehung wurde auch häufig das Wort „Drainage“ verwendet. Hier ist anzumerken, dass keine Drainage verlegt wird, sondern lediglich ein natürliches Gewässer geschaffen werden soll.
  • Für die Straßen-Querungen des Gewässers werden große Durchlässe errichtet. Es bestehen Bedenken der Bürgerinnen und Bürger bzgl. der Baustelleneinrichtung und mögliche Einschränkungen dadurch. Herr Koenzen erklärt, dass die Eingriffe möglichst geringgehalten werden sollen (Bsp.: VorKopf-Baustelle, Fahren nur in der Trasse der Neuen Stever). Es wird jedoch daraufhin gewiesen, dass es zu Beeinträchtigungen durch die Baustelle kommen kann, auch die Verkehrslage betreffend.
  • Ebenso befürchteten einige Bürger und Bürgerinnen, dass die Fische in dem niedrigen Gewässer durch die zu hohe Sonneneinstrahlung sterben bzw. ein Durchlass nicht gegeben ist. Diese Sorge konnten die Planer den Bürgern und Bürgerinnen jedoch nehmen. Der Gewässerstand soll nicht an allen Stellen gleich sein, sondern mit verschiedenen Tiefen geschaffen werden. Das ist der typische Lebensraum für natürlich vorkommende Fischarten. Fischreiher kommen durch das Einbringen von Totholz und Wasserpflanzen nur schwer bis gar nicht an die Fische heran.
  • Thema war auch die Haftung für mögliche Schäden an den angrenzenden Häusern. Es wurde erläutert, dass man von diesen Schäden nicht ausgeht. Sollten Schäden durch den Bau der Neuen Stever entstehen, wird die Stadt dafür aufkommen. In diesem Zusammenhang wurde über die Beweissicherung in diesem Projekt gesprochen, die dazu dient, Veränderungen im Bereich von Grundwasser und an den Gebäuden zu beobachten und mit dem Bau der Neuen Stever in Verbindung zu bringen.
  • Ein großes Thema war auch das Fällen von Bäumen. Gerade der Bestand im Sternbusch stellt keinen wertvollen Baumbestand dar. Vielmehr würde die Neupflanzung am Rande der Neuen Stever einen ökologischen Mehrwert bringen. Die Planer der beiden Büros stellten dazu den Vergleich zur Lippe Renaturierung her. Dort ist zu sehen, dass der Baumbestand innerhalb von fünf Jahren gut herangewachsen ist. Das Klimaforum fordert einen höheren Ausgleich der zu fällenden Bäume. Herr Koenzen erläutert, dass in diesem Projekt ein 1:1 Ausgleich gefordert wird und dass dies in einem formalen Verfahren so vorgeschrieben ist. Man sollte sich davon lösen, in diesem Projekt weitere Ausgleichsmaßnahmen zu fordern. Es ist immer gut, neuen Wald anzupflanzen, unabhängig von diesem Projekt.
  • Auch entstehen an der Neuen Stever viele Gehölze, die nicht bei dem Waldausgleich berücksichtigt werden.
  • Im Bereich Eversum würde man versuchen die alten und wertvollen Baumbestände zu erhalten. Das ist aber nicht flächendeckend möglich.
  • Es wurden Informationen zu dem Radweg gegeben. Dieser soll ca. 3 m breit werden, mit wassergebundenen Materialien errichtet werden und immer linkseitig der Neuen Stever verlaufen.
  • Große Sorge macht den Bürgerinnen und Bürgern der Klimawandel (zunehmende Trockenheit, Starkregenereignisse). Herr Koenzen, erläutert, dass bei den Planungen die Auswirkungen des Klimawandels berücksichtigt werden.
  • Viele offene Punkte (z. B. Beweidungskonzept, Standorte der Ausgleichspflanzungen, Beweissicherung, etc.) werden in der Ausführungsplanung konkretisiert und stehen inhaltlich noch nicht fest.
  • Ein offener Punkt ist noch die Finanzierung des Projekts. Herr Sendermann erläutert nochmals, dass das Projekt den Olfener Bürgerinnen und Bürgern keinen Euro kosten soll. Die Finanzierungsbeteiligung der Gelsenwasser ist nun abschließend zu klären. Abschließend muss der Rat der Stadt Olfen die Entscheidung treffen, ob das Projekt umgesetzt werden soll.
  • Auf der anderen Seite wird die Problematik angesprochen, dass die Landwirte hier wertvolle Flächen verlieren, die für die Bewirtschaftung zwingend erforderlich wären.
  • Es wird angekündigt, dass die abmarkierten Querprofile auf der Internetseite der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
  • Viele kleine Anmerkungen und Rückfragen wurden gestellt und durch Herrn Koenzen und Herrn Steinrücke umfassend beantwortet.

 


Umflutgewässer Füchtelner Mühle

Eine Zielsetzung des Steverauenkonzeptes der Stadt Olfen war es, im Bereich der Füchtelner Mühle ein Umgehungsgerinne zu realisieren. Damit soll die ökologische Durchgängigkeit der Stever in diesem Bereich wiederhergestellt werden. Auch soll diese Maßnahme dem Hochwasserschutz dienen.

Im Jahre 2015 konnte die Maßnahme dann umgesetzt werden. Durch den Bau des 1,4 Kilometer langen Umgehungsgewässers an der Füchtelner Mühle in Olfen können die Fische nun in Richtung Quelle wandern, dort laichen und später wieder den Weg zurück antreten. Das Wehr an der Füchtelner Mühle stellt nun kein unüberwindbares Hindernis mehr dar. Der gestaltete Wasserverlauf verbindet den Flussabschnitt oberhalb der Mühle mit dem unterhalb gelegenen Steverabschnitt.

Die Maßnahme konnte im Rahmen der Richtlinie „Maßnahmen des Wasserbaus“ mit insgesamt 80 % vom Land gefördert werden.